Eine Sanierung, reich an Überraschungen

Die Außenrenovierung der Rotenberger Kirche dauert länger als erwartet und sie wird auch teurer – Abschluss wohl im September

Rotenberg. (BeSt) Seit Februar ist die St. Nikolauskirche mit einem Gerüst nahezu vollständig eingepackt, die Sanierungsmaßnahmen, die ursprünglich im Juni beendet sein sollten, dauern weiter an.

Ein Kind fragte kürzlich vor dem Gottesdienst laut: „Mama, wie lange muss die Kirche ihre Zahnspange noch tragen?“ Eine Frage, die die verantwortlichen Stiftungsräte in den letzten Monaten immer wieder beschäftigte. Bei den inzwischen sechs Monate andauernden Bauarbeiten an der Außenfassade von Kirche und Glockenturm traten mehrfach völlig unvorhergesehene Mängel hervor, die weitere umfassende und zeitintensive Maßnahmen mit sich brachten.

Während die Arbeiten zum Fangen des Mauerwerks und am Putz der Kirche im Frühjahr noch im geplanten Rahmen verliefen, wurden dabei erste unerwartete weitere Mängel sichtbar, die behoben werden mussten. Größere Teile der Fenstersimse aus Sandstein waren so porös, dass sie neu handgefertigt und ersetzt werden mussten. Eine weitere Überraschung brachte der Dachstuhl des Turmhelms, so die für die Baustelle verantwortliche Stiftungsrätin Cornelia Geider- Starke. Ein Großteil der Streben und Sparren der über 200 Jahre alten Holzkonstruktion waren morsch, weshalb das Gerüst am Turm erhöht werden musste und das gesamte Turmdach abgedeckt wurde, um die Eichenkonstruktion aufwendig über viele Wochen instand setzen zu können. Danach konnte der Turm mit Schiefer neu eingedeckt werden.

Dabei wurde man den Vorgaben der städtischen Umweltbeauftragten Dr. Brigitta Martens-Aly gerecht, die künftig eine Fledermauspopulation im Turmhelm ermöglichen sollen. Sie konnte bei einer Besichtigung feststellen, dass seit Längerem keine der Säugetiere mehr im Kirchturm leben, das neue Dach ermöglicht nun jedoch einen Wiedereinzug. Außerdem wurde die Glockenstube nach Vorstellungen des erzbischöflichen Glockeninspekteurs nach oben mit Dielen versehen, sodass der Klang der neuen Glocken besser in den Ort schallen kann.

Unerwartetes tat sich auch bei der Überprüfung des Holzdachstuhls des Kirchenschiffs. Die anfängliche Hoffnung, dass nur Teile des Holzsimses zwischen Kirchendach und Mauerwerk zu ersetzen sind, traf nicht zu. Viele Holzsparren waren morsch und lagen nicht einmal mehr auf dem Mauerwerk auf. Folglich mussten auch diese erneuert werden, wozu das Kirchendach teilweise abgedeckt werden musste. Die Zimmerei hatte ursprünglich Arbeiten im Zeitraum von acht Tagen geplant, letztlich war sie über acht Wochen an der Kirche beschäftigt.

Inzwischen sind diese Arbeiten abgeschlossen. Positiv ist zu sehen, dass das marode Holz während der Sanierungsmaßnahmen entdeckt wurde und sofort gehandelt werden konnte. Dies führte zwar zu monatelangen Verzögerungen an der Baustelle, aber es ist nicht auszudenken, was bei diesem schadhaften Dachunterbau alles hätte passieren können, so der bauleitende Architekt des erzbischöflichen Bauamts.

Das Landesdenkmalamt, das auf die Sanierungsmaßnahmen aufmerksam wurde, hatte zwischenzeitlich einen Baustopp verhängt, da zu klären war, ob es sich um bauerhaltende oder bauverändernde Maßnahmen an der denkmalgeschützten Kirche handelt. Letztlich hatte eine Putz- und Mauerstudie ergeben, dass die Kirche ursprünglich einen lindgrünen Außenanstrich hatte. Bei einem Termin vor Ort Anfang August konnten die Beamten davon überzeugt werden, dass die bisherige gelbe Fassade auch künftig beibehalten wird.

Neben letzten Arbeiten an Turm- und Kirchendach wird das Gerüst an der Kirchturmspitze in Kürze ein weiteres Mal aufgestockt, sodass auch Turmkreuz und Turmkugel erreicht werden können. Ab September werden dann die abschließenden Farbarbeiten an Fassade, Turmkreuz und Windläden durchgeführt, sowie die Turmkugel und Turmuhr hergerichtet. Die Gemeinde hofft, dass alle Sanierungsarbeiten zum Pfarrfest oder dem St.-Michaels-Patrozinium im September abgeschlossen sind.

Diese zusätzlichen Maßnahmen benötigten nicht nur mehr Zeit, sondern fordern die kleine Gemeinde auch finanziell. Die ursprünglich geplante Bausumme von 180 000 Euro reicht nicht aus, eine Nachfinanzierung von mindestens 50 000 Euro wird erforderlich sein. Dabei hofft Pfarrer Dr. Thomas Stolle auf zahlreiche Spenden, denn es handle sich ja um bauerhaltende Maßnahmen, um die Kirche für Jahrzehnte wind- und wetterfest zu machen, so der Geistliche. Ein Benefizkonzert zugunsten der Sanierung wird es am 27. Oktober mit dem Sinsheimer Posaunenensemble und dem Pankratiusensemble Eppingen unter Leitung von Kantor und Konzertinitiator Martin Ritz geben.

Info: Ein Bautagebuch mit vielen Bildern findet man unter www.se-rauenberg.de/sanierung.

Eigentlich hätten die Arbeiten an Turm und Außenfassade der St.-Nikolaus-Kirche in Rotenberg schon im Juni abgeschlossen sein sollen. Weil während der Arbeiten jedoch unerwartete Schäden am Gebäude entdeckt wurden, dauert die Sanierung länger. Foto: Jan A. Pfeifer

Mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Neckar-Zeitung